Kunst im Walliser Bergdorf Ernen
Kunst gehört nicht nur in die Städte, sondern auch aufs Land. Nicht zur touristischen Standortförderung oder als gezielte Massnahme zur Rettung und Regeneration sozialer Strukturen, sondern als Kunst für sich, die das ästhetische Bewusstsein schärft, gesellschaftliche Fragen verhandelt und die Betrachtenden bewegt. Mit diesem Credo initiierte Josiane Imhasly 2015 die Sommer-Ausstellung ZUR FROHEN AUSSICHT im Walliser Bergdorf Ernen.
Zwischen 2015, 2017 und 2019 wurden jeweils sieben junge Kunstschaffende eingeladen, das Dorf und die umgebende Landschaft über ihre Kunst zu erfassen und zu reflektieren. Die Arbeiten entstanden ausgehend von einem gemeinsamen Aufenthalt im Dorf und wurden an von den Künstlerinnen und Künstlern selbst gewählten Orten im Freien oder in während dieser Zeit öffentlich zugänglichen Räumen eingerichtet. 2023 findet die vierte Ausgabe des Ausstellungsprojekts mit vier künstlerischen Positionen statt: Stefanie Salzmann, Raphael Stucky, Willimann/Arai und FEMINIST ALPINE CLUB (mit Josiane Imhasly & Martina-Sofie Wildberger). Das Projekt verlässt erstmals den Dorfkern Ernens und greift nach Mühlebach, ins ganze Goms und bis nach Sion aus.
Neben der Ausstellung finden verschiedene Veranstaltungen statt, die das Potenzial der Vermittlung von Kunst an diesem Ort ausloten. Im Rahmen von Aktionen und Performances wird das Dorf zudem durch ephemere Projekte eingenommen. Auch die Reflexion des eigenen Tuns im Rahmen von Podiumsdiskussionen und Symposien sind ein zentraler Bestandteil der Zur frohen Aussicht.
Die Herkunft der Kunstschaffenden ist wichtig, da sich Fragen nach Heimat und Verwurzelung an diesem Ort aufdrängen. Die Hälfte der eingeladenen Positionen kommen deshalb aus dem (Ober)Wallis, die anderen aus verschiedensten Regionen der Schweiz. So entsteht ein fruchtbarer Dialog zwischen «Hiesigen» und «Üsserschwizern». Eine Affinität zu ländlichen Regionen, ein Interesse für das Ortsspezifische und Soziale und eine Vorliebe für eine künstlerische Praxis, die in den Alltag ausstrahlt, verbindet sie alle.